Fr 30.1.15

Achim Valbracht - Humpty D

ACUD GALERIE 19h → Exhibition

DE:

Achim Valbracht untersucht in seinen fotografischen Arbeiten kulturelle Artefakte unter dem Gesichtspunkt der Vergänglichkeit. Valbrachts Augenmerk fällt hier auf den metamorphischen Prozess den das Kunstwerk durchläuft. Er rückt das Artefakt selbst in den Fokus und untersucht den Stellenwert das es innerhalb einer Gesellschaft oder Gruppe hat oder einst hatte. Dabei ist die Veränderung seiner gesellschaftlichen Funktion, die im Verlauf der Zeit mit einer Wandlung des Artefakts einhergeht, von besonderem Interesse. Die 14-teilige Fotostrecke Humpty D ist der erste Teil der mehrteiligen Serie Vanitas Plastik. Sie zeigt ein aus Fertigteilen bestehendes kassettenartiges Mauerraster das immer aus dem selben Standpunkt der Kamera fotografiert wurde: dem orthogonalen Mittelpunkt der Ausschnitte in denen Keramikplastiken auf Eisenstäbe aufgesteckt sind. In Originalgröße abgebildet sind die Spuren des Verfalls deutlich sichtbar, die ursprünglich im Kern der Objekte versteckten Stäbe, Rost, Furchen und Sprünge verweisen auf die Witterung und den Verfall. Der Titel Humpty D ist eine Anspielung an den populären Kinderreim aus dem 18.Jahrhundert. Zum einen spielt er auf die Klangebene der Skulpturen an, zum anderen spricht der Reim vom Fall von der Mauer und einem König, dessen Macht nicht ausreicht, den Schaden des Sturzes wieder zu beheben. Durch die Verkürzung des Titels verortet der Künstler Achim Valbracht die Serie in sein Heimatland Deutschland. Die Aufnahme selbst übermittelt keinerlei Information, die auf den genauen Standpunkt verweisen könnte, auch der Titel lässt offen in welchem Teil des Landes die Aufnahmen gemacht wurden. Verweisen Humpty D etwa auf die Vergangenheit des Künstlers, der im Osten Deutschlands aufgewachsen ist und sich mit der Verschiebung von Werten, gesellschaftlichen Normen und Formen immer wieder neu auseinandersetzte? Der Anblick der Plastiken wirft die Frage ihrer ursprünglichen Intention und der folgenden Metamorphose auf und inwiefern diese dem Artefakt neue Bedeutungen zuweisen können. Wird diese Mauer bewusst ihrem vollkommenen Verfall überlassen oder wird es einen Zeitpunkt geben an dem sie renoviert wird oder eine neue Funktion erhält? Die sachliche Darstellung der Mauer verweist einerseits auf den dokumentarischen Charakter von für Archivzwecke produzierten Bildern, gleichzeitig wird sie durch die Übersteigerung der Farbigkeit wiederum negiert. Es entsteht ein Spannungsbogen zwischen Ursprung und Verfall, dem kindlichen Grundton der Objekte und der durch Zeit gekennzeichneten rissigen Oberflächen.

EN: In his photographic work, Achim Valbracht examines cultural artefacts from the point of view of impermanence. Valbracht’s attention here is on the metamorphic process through which the artwork passes. He shifts the focus to the artefact itself, examining the significance it has or once had within a society. Changes in its societal function, accompanied over time by a transformation of the artefact, are of particular interest. The 14-part photo series Humpty D is the first section of the multi-part series Vanitas Plastik. It shows a perforated wall consisting of prefabricated coffer-like elements, photographed from the same camera angle. At the orthogonal centre of the sections, ceramic sculptures are mounted on iron rods. Reproduced in their original size, they display clear signs of their decay, the rods once hidden inside the object’s core, the rust, furrows and cracks indicating weathering and deterioration. The title Humpty D plays on the popular nursery rhyme dating from the 18th century. It alludes firstly to the sculptures’ sound aspect, and secondly the rhyme speaks of a fall from a wall and a king whose power is not sufficient to repair the damages caused. By abbreviating the title, the artist Achim Valbracht locates the series in Germany, his country of origin. The photographs themselves provide no information that might reveal their exact location, and nor does the title make it clear in which part of the country the photos were taken. Does Humpty D perhaps refer to the artist’s own past, growing up in the east of Germany and repeatedly confronted anew by shifts in values, social norms and lifestyles? Viewing the sculptures raises the question of their original intention and their subsequent metamorphosis, and the extent to which these aspects can allocate new meanings to the artefact. Has this wall been deliberately abandoned to complete decay or will there be a time when it is repaired or takes on a new function? The wall’s objective presentation alludes, on one hand, to the documentary character of pictures produced for archives, yet at the same time it is negated by the excess of colour. The result is a tension between origin and decay, the objects’ child-like basic tone and the fissured surfaces marked by time.
Text: Kordula Fritze-Srbic · Translation: Katy Derbishire

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A few photos of the exhibition :