Max Dax

Einen Abend vor seinem Konzert in der Berliner Volksbühne haben wir die Krautrock-Ikone Michael Rother zum Gespräch ins ACUD geladen. Rother hat die Gruppe Neu! gegründet und spielte bei Kraftwerk und Harmonia. Interviewen wird ihn Max Dax, der nicht nur viel über die Szene aus Düsseldorf geschrieben hat, sondern zugleich ein Meister des Interviews ist. Wir haben den Journalisten und Fotografen zu Michael Rother, Düsseldorf und dem Gespräch am Sonntag gefragt.

Am Freitag sprichst du mit Michael Rother im ACUD Club. Gibt es etwas, was du ihn schon immer fragen wolltest?

Was er gekocht hat, als John Frusciante und die Red Hot Chili Peppers ihn zuhause besucht haben, um ein paar Tage die ländliche Ruhe Niedersachsens zu genießen und ein wenig zu jammen. Frusciante schwärmt bis heute von Michael Rothers Kochkünsten.

Wie bereitest du dich auf das Interview vor?

Wie ich mich auf jedes Gespräch vorbereite: Ich lese alles, was ich zu lesen bekomme und höre mir auch Musik an. Das wäre der systematische Teil der Vorbereitung. Der Rest ist Respekt: Schließlich geht es nicht um mich, sondern um Michael Rother. Ich habe schon Interviews geführt, in denen ich eine einzige Frage stellte, und mein Gesprächspartner begann zu erzählen…

Welche war deine erste Platte von Michael Rother?

“Sterntaler.” Es dauerte aber bis etwa 1997, dass ich seiner Musik verfiel. Ich war damals auch Grafiker und habe die CD-Wiederveröffentlichung seines gemeinsam mit Brian Eno, Moebius und Roedelius aufgenommenen Albums “Harmonia 76 – Tracks and Traces” als Lithograph betreut. Während ich also das Cover auf CD-Größe umbaute, hörte ich “Tracks and Traces” – immer und immer wieder. Eines Tages Anfang Juni 1997 bekam ich dann einen Anruf von der WAZ. Ob ich David Bowie am kommenden Tag interviewen könne – der Interviewer sei erkrankt. Ich sagte zu und schenkte Bowie ein druckfrisches Exemplar des Albums. Unser Gespräch begann sich um Krautrock zu kreisen.

Wann bist du ihm zum ersten Mal persönlich begegnet?

Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht mehr. Also habe ich Constanze Pfeiffer von Chateau du Pop am Bodensee angerufen, die Michael Rother gut kennt, und ich meine, dass sie es gewesen ist, die uns einst vorgestellt hat. Sie konnte sich aber an nichts erinnern, außer den vielen Rotwein. Und das Beste ist: Das war Anfang der Neunziger, also nicht in den verklärten Achtzigern.

Warum ist Michael Rother ein Künstler, den es zu kennen lohnt?

Abgesehen von meiner festen Überzeugung, dass jeder Mensch eine einzigartige Geschichte in sich birgt, die nur erzählt werden will und sich somit “lohnt” gehört zu werden, ist Michael Rother ein stiller, in sich gekehrter Künstler, der indes mit fast allen relevanten deutschen Bands der Siebzigerjahre zusammengearbeitet hat, bzw. ein Teil von ihnen gewesen ist — Neu!, Kraftwerk, Cluster, Harmonia, Can… Habe ich jemanden vergessen?

Was fasziniert dich am meisten an der Szene aus Düsseldorf?

Als ich Ende der Neunzigerjahre mit meiner lieben Freundin E. einst das erste Mal in meinem Leben nach Düsseldorf fuhr, nahm sie mich mit ins WP8 in der Hauptpost nahe dem Bahnhof. Wir stolperten in einen Japan-Themenabend, an dem japanisches Bier in Dosen, japanische Videos und japanische Musik gespielt wurden. Was ich damals nicht wusste: das war die Bar von Detlef Weinrich, der heute den Salon des Amateurs in Düsseldorf leitet, und Andreas Reihse – beide sind Gründungsmitglieder der Band Kreidler. Auf alle Fälle waren wir verabredet mit Freunden von E. aus Düsseldorf, und E. entglitt die Bemerkung, dass wir uns ja nun in ihrer Heimatstadt bewegen würden und ich ergo zum ersten Mal NIEMANDEN unter den Gästen einer Bar kennen würde. Ich trinke also japanisches Dosenbier, und wer kommt durch die Tür? Felix, ein alter Schulbekannter aus meiner Heimatstadt Kiel, den ich zu diesem Zeitpunkt seit bestimmt zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er war mittlerweile Modedesigner geworden und weilte in Düsseldorf wegen der Interjeans-Messe. E. war fortan schlecht gelaunt. Und zwei Wochen später treffe ich Kreidler zum Interview in Hamburg. Sie fragen mich: Warst du schon einmal in Düsseldorf, und ich erzähle diese Geschichte. Und Detlef sagt: Ich habe die japanische Musik aufgelegt! Und Andreas hat dir das Bier verkauft. Ich liebe Düsseldorf.

Foto: Luci Lux

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