Drei besondere Alben mit Lukas Foehres

Lukas Foehres spielt jene Art Ambient-Musik, die uns im ACUD richtig gut gefällt: Mit Synthesizern und viel Reverb erschafft der Musiker aus Berlin-Neukölln Klanglandschaften voller Wärme und Gefühl. Da er als leidenschaftlicher Kassetten-Sammler und Booker auch sonst viel mit Musik zu tun hat, haben wir ihn nach drei Alben gefragt, die ihn besonders beeindruckt haben. Zu sehen ist Lukas Foehres im ACUD in den kommenden Tagen gleich zweimal: Samstag wird er beim Kassettentag eines seiner berüchtigten Tape-DJ-Sets spielen, am Dienstag wird er für Ex-Emeralds Steve Hauschildt den Abend eröffnen.

DMX Krew – Wave:CD
Diese CD habe ich nie physisch besessen, mir aber einige Male in der Stadtbücherei am Neumarkt ausgeliehen. Ich war oft dort, wenn ich die Schulzeit verkürzen wollte. Da ich CDs nicht wie im Plattenladen oder Kaufhaus vorhören konnte und auch alles total willkürlich sortiert war, ging ich nach Covern oder schaute nach dem Label, wenn ich eine Platte nicht kannte. Das Artwork von “Wave:CD” finde ich nach wie vor ziemlich hässlich, aber als Aphex-Twin-Fan hatte ich von Rephlex Records gehört und hoffte auf die Entdeckung einer zweiten “drukqs.” Vielleicht auch weil es dann überhaupt nicht dem entsprach, was ich mir vorgestellt hatte, hat mich das Album beim ersten Hören total geplättet. Der Sound ist dunkel und geheimnisvoll. Völlig geflasht hat mich dieser düstere Gesang und der mystisch historische Zusammenhang in “Wilhelm The Conqueror.” Singt er das selbst? Für mich wurde hier einiges vermengt, was mir schon gefiel und was ich so teilweise auch wiedererkannte: Kraftwerk, Depeche Mode, Tangerine Dream. Der Sound war entsprechend sphärisch, psychedelisch und konkret zugleich und besaß elektronische Elemente, wie sehnsuchtsvoll klagende Synthesizer – düsterer Wave eben. Die Stücke, die im Tempo vermeintlich zurückgenommen sind, pulsieren recht heftig und die Snares peitschen so schön. Dazu bin in die Schule gefahren und habe in meinem Zimmer getanzt.

Jimmy Hendrix – Electric Ladyland
Das Intro “And The Gods Made Love“ muss in meinem Kopf einen Schalter umgelegt haben, denn von dem Moment an, als ich es zum ersten Mal gehört habe, war es jahrelang mein Sound-Nemesis. Ich hatte regelrechte Albträume, in denen der Song in Form kreischender Fledermausschwärme und anderer obskurer Kreaturen im Dunkeln als dröhnende Klangwalze hinter mir her ist. Oder auch, als wäre ich aus Styropor und jemand zündet in meinem Inneren ein Streichholz an.

Urlaub in Polen – Health And Welfare
Mit ungefähr 14 oder 15 Jahren war ich gefühlt jeden Tag auf einem Konzert. In dieser Phase habe ich auch diese beiden Typen einige Male spielen sehen und war bei jedem Konzert schwer beeindruckt davon, wie die ihre Musik, die so groß klingt, eigentlich machen. Schließlich waren sie nur zu zweit mit diesem ganzen Kram auf der Bühne. Menschen, die Musik machen, und mit ihren Händen und Füßen alle möglichen Instrumente, Gerätschaften und Effekte gleichzeitig bedienen, zogen mich schon immer magisch an. Aber das hier war keine Show und auch nicht “verrückt”, sondern verfolgte eher Zweck und Ziel. “Fusion” ist der perfekte Ausdruck für den Sound. Bei einem Auftritt im Gebäude 9 in Köln schwebten auf einmal drei Sängerinnen in schwarzen langen Kleidern durch einen roten Vorhang auf die Bühne und sangen den Refrain des Stücks “Wanderlust”, dann verschwanden sie wieder. Urlaub in Polen sind auch verschwunden und widmen sich anderen sagenhaften musikalischen Projekten oder anderen tollen Dingen.

Foto: Gala Rexer
Kassettentag
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