Die Redaktion der Zeitschrift Kapsel lädt zur vierten Diskussion ihrer Reihe über Science-Fiction aus China. Am 19. September ergründen wir im ACUD Studio die Sprache und Sinnbilder in der chinesischen Science-Fiction-Literatur. Wir fragen, welche Rolle die Poetik im digitalen Zeitalter spielen kann.
Wir freuen uns sehr, die Autorin und Wissenschaftlerin Xia Jia, den Übersetzer und Autoren Ken Liu sowie den Lyriker Tim Holland ab 16H begrüßen zu dürfen. Moderieren wird die Sinologin und Autorin Lea Schneider. Dolmetscherin ist Susanne Becker-Gonnella.
WICHTIG: Das Event wird gestreamt! Aufgrund der Corona-Pandemie können Xia Jia und Ken Liu nicht nach Berlin reisen. Sie werden per Video live zur Diskussion hinzugeschaltet. Die Ticketzahl ist auf 20 limitiert. Bitte schicken Sie Ihre Reservierung an: hi@kapsel-magazin.de
Ausgangspunkt der Diskussion ist die Kurzgeschichte „龙马夜行“ („Nachtstreifzug des Drachenpferds“) der Schriftstellerin Xia Jia (*1984) aus Xi’an. Die Ästhetik dieser Erzählung zeugt von Xia Jias Schreibkunst. In einer postapokalyptischen Welt lebt ein Roboter, halb Pferd, halb Drache, der nicht zwischen Traum und Realität unterscheiden kann. Auf seiner Reise trifft das Drachenpferd eine Fledermaus. Die neue Weggefährtin liebt die Poesie und sagt ihm im Austausch für Geschichten von früher chinesische Gedichte auf.
Weiteren Gesprächsstoff liefert die Kurzgeschichte „Wie andere Spezies Bücher machen“ (The Bookmaking Habits of Select Species) des Schriftstellers Ken Liu (*1976) aus Boston. Verschiedene außerirdische Spezies und ihre Praktiken der Buchproduktion stehen im Zentrum der Erzählung. Der Text spielt mit verschiedenen Formen von Sprache und Kommunikation.
Die beiden Geschichten werden zwei Wochen vor dem Nachmittag als Podcast veröffentlicht.
Sprache: Deutsch (Chinesisch wird gedolmetscht)
Programm
16H00 Einlass
16H15 Podiumsdiskussion mit Xia Jia, Ken Liu und Tim Holland, Moderation: Lea Schneider, Dolmetscherin: Susanne Becker-Gonnella
Teilnehmer*innen
Xia Jia [Autorin]
… ist Schriftstellerin und Professorin für chinesische Literatur in Xi’an. Hinter dem Pseudonym Xia Jia verbirgt sich Dr. Wang Yao, die nicht nur Science-Fiction schreibt, sondern auch zu ihr forscht, übersetzt, Drehbücher verfasst und Kreatives Schreiben unterrichtet. Sie ist die erste chinesische promovierte Wissenschaftlerin mit einer Spezialisierung auf Science-Fiction. Sie lehrt an der der Xi’an Jiaotong University und war kürzlich Gastdozentin an der University of California. Ihr Stil ist bezeichnend, da er sich zwischen Science-Fiction und Fantasy bewegt; ihre Sprache ist zumeist sehr lyrisch. Für sieben ihrer Erzählungen gewann sie den Galaxy-Award, Chinas bedeutendsten Science-Fiction-Award. Zuletzt erschien ihre Kurzgeschichte „In den Wolken“ (Kapsel – Fantastische Geschichten aus China Nr. 2, Fruehwerk 2018).
Ken Liu [Autor, Übersetzer]
… ist eine der Schlüsselfiguren in der Vermittlung chinesischer Science-Fiction über die Landesgrenzen hinaus. Er lebt und arbeitet in Boston. Nach seinem Studium an der Harvard University arbeitete er zunächst als Anwalt. Später übersetzte er Liu Cixins „Die drei Sonnen“ ins Englische. Seine Anthologie „Invisible Planets“ (2016) versammelt als erster Band dieser Art wichtige zeitgenössische Autor*innen aus dem gegenwärtigen Science-Fiction-Kosmos Chinas. Überdies ist er auch selbst als Schriftsteller tätig. Seine Texte bewegen sich an der Schnittstelle von Fantasy und Science-Fiction. Bisher wurden die ersten beiden Bände seiner Seidenkrieger-Trilogie ins Deutsche übersetzt. Demnächst erscheint sein zweiter Sammelband mit Science-Fiction aus China „Zerbrochene Sterne“ (Heyne 2020).
Tim Holland [Autor, Übersetzer, Verleger]
… studierte nach einer Ausbildung zum Buchhändler am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er liest, schreibt, übersetzt, lektoriert, moderiert, leitet Schreibwerkstätten und gibt Texte heraus – online und offline. Sein Debüt „vom wuchern“ wurde vom Literaturhaus Berlin als einer der „Gedichtbände des Jahres 2016“ gewürdigt. 2017 gründete er zusammen mit Tristan Marquardt den hochroth Verlag München. Zurzeit arbeitet Tim Holland an einem Science-Fiction-Versepos. Zuletzt erschien „vom wuchern“ (Gutleut Verlag 2016).
Lea Schneider [Autorin, Übersetzerin]
… ist Lyrikerin, Essayistin, Übersetzerin und Sinologin. Sie wurde unter anderem mit dem Dresdner Lyrikpreis, einem Stipendium des Goethe-Institut China und einem Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds ausgezeichnet. Ihre Anthologie „CHINABOX“ ist die erste größere Sammlung chinesischer Gegenwartslyrik in deutscher Übersetzung seit mehr als zwanzig Jahren und wurde von der Akademie für deutsche Sprache und Dichtung als „Lyrikempfehlung 2017“ prämiert. Zuletzt erschien „made in china“ (Verlagshaus Berlin 2020).
DIE REIHE
Der chinesische Science-Fiction-Kosmos bringt zurzeit eine fantastische Erzählung nach der anderen hervor. In Deutschland ist über die Vielfalt und Diversität des Genres noch viel zu wenig bekannt. Mit Kapsel wollen wir Geschichten der jungen Schriftsteller*innen-Generation auf deutscher Sprache erzählen und zeigen, wie sie die Zukunft sieht.
Bei den fünf Veranstaltungen diskutieren die herausragenden Science-Fiction-Autor*innen aus China Chi Hui, Jiang Bo, Regina Kanyu Wang, Chen Qiufan und Xia Jia – viele von ihnen zum ersten Mal in Deutschland – mit dem Übersetzer und Autor Ken Liu, dem Wissenschaftler Prof. Dr. Song Mingwei, der Journalistin Liang Shuang und mit Berliner Schriftsteller*innen, Sinolog*innen sowie Aktivist*innen über Zukunft und Literatur.
Dazu gibt es Filme, Werkstätten, Konzerte, eine Ausstellung und eine Lesung. Die Schreibwerkstätten werden von der Autorin Anja Kümmel, dem Illustrator Christoph Köster und dem Lyriker Tim Holland geleitet; die Illustrationswerkstätten von Ruohan Wang und Marius Wenker.
Initiiert haben wir die Reihe gemeinsam mit unserem Verlag Frühwerk sowie der Initiative Acud Macht Neu. Mit Kapsel übersetzen und vermitteln die Sinologin Frederike Schneider-Vielsäcker, der Journalist Lukas Dubro, der Sinologe Felix Meyer zu Venne, der Germanist Chong Shen und der Gestalter Marius Wenker Geschichten aus dem zeitgenössischen chinesischen Science-Fiction-Kosmos und führen zugleich ein Gespräch über Literatur und Zukunft.
Crew
Kuration Frederike Schneider-Vielsäcker, Felix Meyer zu Venne, Lukas Dubro
Filmprogramm Pauline Doutreluingne und Petra Poelzl
Workshopleitung Ruohan Wang, Marius Wenker, Christoph Koester, Tim Holland
Produktionsleitung Johannes Braun
Projektadministration Sujmo Akcali
Produktionsassistenz Anne-Bluette Wollmann
Buchhaltung Karen Jansa
Gestaltung Marius Wenker
Presse Lukas Dubro
Social Media Mengge Chen
Vertrieb und konzeptionelle Beratung Ruben Pfizenmaier
Podcast Hendrik Otremba und Ella Zwietnig
Übersetzung Chong Shen, Mengge Chen
Dokumentation Yanina Isla, Ranav Adhikari
WEITERE TERMINE
19. Oktober 2019: Der Regenwald von Chi Hui
29. November 2019: Ne Zha, der Schutzgott von Jiang Bo
30. November 2019: To Other Shores: On Techno-Sinofuturism, AI Artist Bots and New Silk Roads
18. Januar 2020: Das verlorene Paradies von Regina Kanyu Wang
11. Oktober 2020: Die Blume von Shazui von Chen Qiufan
Eintritt: 3-6€