Fr 7.7.17

Ästhetiken Des Spekulativen

ACUD STUDIO 9h30 → Talk

Spekulation ist ein riskantes Unterfangen. Als Wette auf unverfügbare Zukünfte, kommende Gegenwarten oder alternative Vergangenheiten ist sie geprägt vom Nicht- Wissen, auf das sie sich ausrichtet und von dem sie ihren Ausgang nimmt. Während Ökonomie und Zukunftsforschung dem Nicht-Wissen mit Strategien des Risikomanagements begegnen, sind es vor allem die Künste, die in ihrer konstitutiven Offenheit Möglichkeitsräume jenseits von Erfahrung und prognostischem Wert aufrufen. Als ästhetische Gegen-Laboratorien vermögen sie in der Fiktion gleichermaßen plausible und widersprüchliche Szenarien zu testen, Heterochronien zu erproben und andere Körper zu denken. Kunst bedeutet insofern sich dem Ungewissen auszusetzen - also dem, was man (noch) nicht wissen, worüber man jedoch spekulieren kann.
 
Das Symposium fragt, welches andere Wissen die spekulativen Verfahren der Kunst freilegen. Wie wird Künftiges, Virtuelles oder Utopisches vorstellbar? Und wie lassen sich vor diesem Hintergrund Kategorien wie künstlerische Produktion, ästhetische Erfahrung oder der Wert des Kunstwerks neu bestimmen? // Homepage
 
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SCHEDULE
 
9H30
Anmeldung, Kaffee
 
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10H
Begrüßung, Einführung durch Barbara Gronau, Kathrin Busch,Georg Dickmann, Maja Figge, Felix Laubscher
 
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10H30
Ludger Schwarte: Das Werden der Kunst
Moderation: Kathrin Busch
 
Der Vortrag geht von der spezifischen zeitlichen Verfasstheit künstlerischer Praxis aus, um zu zeigen, dass es unzureichend wäre, eine Kunstphilosophie nur auf die Analyse paradigmatischer einzelner Kunstwerke oder auch eines vollständigen Atlasses aller existierenden Kunstwerke zu stützen. Vielmehr muss sie spekulativ über jede zufällig ästhetische Erfahrung hinausgelangen zu einem tieferen Verständnis des Wesens künstlerischer Tätigkeit, ihrer Negationen und Neuausrichtungen, ihres Wandels. Ein solches Verständnis des Werdens der Kunst erlaubt es, jüngere Theorien gegenwärtiger Kunstproduktion in den Blick zu nehmen und zu kritisieren. Was kennzeichnet die zeitgenössische Kunst im Unterschied zur modernen Kunst? Die Vermutung liegt nahe, dass die zeitgenössische Kunst mit ihren Eigenschaften, mit ihrem politischen Projekt, mit ihren Theorien, auch (nur) eine Epoche künstlerischer Entwicklung darstellt; und nun womöglich zu Ende geht. Wie erklärt sich, dass das, was "Kunstwerk" und "künstlerische Tätigkeit" heißt, solchen radikalen historischen Umbrüchen unterworfen ist? Inwiefern ist es die spezifische zeitliche Struktur zeitgenössischer Kunstwerke, aufgrund derer sie unzureichend bzw. verwerflich erscheinen? Welche Anforderungen lassen sich für eine Kunst formulieren, die die zeitgenössische Kunst ablöst? Welche Bedeutung kommt philosophischer Reflexion über eine erst noch im Werden begriffene Kunst zu?
 
LUDGER SCHWARTE
... ist Professor für Philosophie an der Kunstakademie Düsseldorf. Promotion und Habilitation in Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war Assistenzprofessor an der Universität Basel und anschließend Dozent für Theorie des Ästhetischen an der Zürcher Hochschule der Künste. Gastdozenturen führten ihn an die Universität Paris 8 und an das GACVS (Washington), an die Maison des Sciences de l‘Homme (Paris), an die Universität Abidjan (Republik Cote d'Ivoire), an die Columbia University (New York) und an die EHESS (Paris). Zahlreiche Publikationen zu Ästhetik, politischer Philosophie und Wissenschaftsgeschichte, u.a. Philosophie der Architektur. München: W. Fink 2009; Vom Urteilen. Gesetzlosigkeit, Geschmack, Gerechtigkeit. Berlin: Merve 2012; Pikturale Evidenz. Zur Wahrheitsfähigkeit der Bilder. Paderborn: W. Fink 2015.
 
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11H30
Marguerite Humeau: Riddles
Moderation: Hanna Magauer
 
Marguerite Humeau’s work stages the crossing of great distances in time and space, transitions between animal and mineral, and encounters between personal desires and natural forces. The work explores the possibility of communication between worlds and the means by which knowledge is generated in the absence of evidence or through the impossibility of reaching the object of investigation. Marguerite Humeau weaves factual events into speculative narratives, therefore enabling unknown, invisible, or extinct forms of life to erupt in grandiose splendor. Combining prehistory, occult biology and science fiction in a disconcerting spectacle – the works resuscitate the past, conflate subterranean and subcutaneous, all the while updating the quest genre for the information age.
 
MARGUERITE HUMEAU
... (b. 1986, FR) lives and works in London, UK. Upcoming solo exhibitions include Haus Konstruktiv, Zürich, CH (2017); Schinkel Pavillon, Berlin, DE (2017). Recent solo exhibitions include Nottingham Contemporary, Nottingham, UK (2016); Palais de Tokyo, Paris, FR (2016). Marguerite Humeau is the recipient of the 2017 Zurich Art Prize. Her work is part of the collections of MoMA, New York, USA and Tate, London, UK.
 
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12H30
Susanne Witzgall: Ohne Gewähr. Das (Nicht-)Wissen der Kunst und das Potential des Unvorwegnehmbaren
Moderation: Dennis Pohl
 
Unser gegenwärtiges Verhältnis zur Zukunft erscheint nur auf den ersten Blick paradox: Während in unserer Gesellschaft das Bild von einer Welt ohne Zukunft heraufbeschworen wird, vermitteln computerbasierte Prognosen und spekulative Szenarien in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik den Anschein zu wissen, wie unsere möglichen Zukünfte aussehen könnten. Doch unsere Zukunft wird durch ein angebliches Wissen über künftige Realitäten eher verstellt und ist nicht mehr als Möglichkeitsraum wahrnehmbar – auch deshalb scheint sich das Vertrauen der Gesellschaft in die Gestaltungsmöglichkeit der Zukunft im Sinkflug zu befinden. Die spekulativen Verfahren der zeitgenössischen Kunst – so die eigentliche These des Vortrags – richten sich dagegen oftmals weniger auf die Zukunft als auf eine Analyse der Gegenwart. Anknüpfend hieran diskutiert der Vortrag eine mögliche Öffnung der Zukunft durch Nichtwissen, Unbestimmtheit und die Erinnerung an das eigene Vermögen und zeigt wie die Kunst der Gegenwart gerade durch die ästhetische Erfahrung dieser Ungewissheit Raum für Potentielles bzw. Künftiges schafft.
 
SUSANNE WITZGALL
... ist promovierte Kunsthistorikerin und Leiterin des vom BMBF geförderten cx centrum für interdisziplinäre studien an der Akademie der Bildenden Künste München. Neben Lehrtätigkeiten in München und Newcastle (GB) war sie als freie Kuratorin und von 1995 bis 2002 als Kuratorin am Deutschen Museum Bonn und am Deutschen Museum, München tätig. Zu den von ihr kuratierten Ausstellungen gehören u.a. Say it isn’t so (2007), (Re)designing nature (2010/2011). Publikationen u.a. Die Gegenwart der Zukunft (hrsg. mit Kerstin Stakemeier), Zürich/Berlin: diaphanes 2016; Fragile Identitäten/ Fragile Identities, (hrsg. mit Kerstin Stakemeier), Zürich/Berlin: diaphanes, 2015; Macht des Materials / Politik der Materialität (hrsg. mit Kerstin Stakemeier), Zürich/Berlin: diaphanes, 2014.
 
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13H30
Mittagspause
 
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14H30
Omer Fast: Talking is not always the Solution
Moderation: Felix Laubscher
 
In the artist talk “Talking is not always the Solution” Omer Fast uses segments of his works “August“ (2016) and “Continuity” (2016) to discuss issues such as the relationship between fabulation, imagination and speculation in the process of cinematographic world-making. What role does knowledge and its unavailability play in Fast's artistic practice? Could his films be described as filmic thought experiments on inaccessible pasts and alternative presents?
 
OMER FAST
... was born in Jerusalem in 1972. He holds a BA in English from Tufts University, a BFA in Visual Arts from the Boston Museum School of Fine Arts and an MFA from Hunter College in New York. Since finishing his studies in 2000, Fast has participated in over 200 international exhibitions, including one-person shows at the Whitney Museum in New York, the Jeu de Paume in Paris and the Martin Gropius Bau in Berlin. Group exhibitions include Documenta 13, the Venice Biennale 2011. Fast received the Bucksbaum award for his work “The Casting” at the Whitney Biennial in 2008 and has also won the Nationalgalerie’s Prize for Young Art in Berlin in 2009. His work is in several international collections including Tate Modern, the Guggenheim Museum, the Los Angeles County Museum of Art and the Centre Pompidou.
 
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15H30
Patricia MacCormack: Ahuman Aesthetics
Moderation: Georg Dickmann
 
The ethical encounter with art come from silences and the tenebrous illumination that discloses the planes which art unfurls to deliver us from our humanness toward pursuits of altered perception, celebrating certain ideas about the purpose and function of art without appealing to the expressions of those functions as affirming goals toward which the transcendental human aspires in the creation and appreciation of art. Encounters with art necessitate becoming ahuman insofar as art is defined as that which affects along trajectories deliberately organized to alter perception. This is so even when the art may seem to seek to reflect a reality in a more precise or reduced way. This paper will discuss ways in which the art-perceiver encounter may be rethought.
 
PATRICIA MACCORMACK
... is Professor of Continental Philosophy at Anglia Ruskin University Cambridge. She is the author of Cinesexuality (Routledge 2008), Posthuman Ethics (Routledge 2012), the editor of The Animal Catalyst: Toward Ahuman Theory (Bloomsbury 2014), the co-editor of Deleuze and the Schizoanalysis of Cinema (Continuum 2008), Deleuze and the Animal (EUP 2017) and Ecosophical Aesthetics (Bloomsbury 2018).
 
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16H30
Pause
 
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17H
Johannes Paul Raether: Identitecture
Moderation: Annika Haas, Maximilian Haas
 
Performance
 
JOHANNES PAUL RAETHER
... lebt und arbeitet in Berlin. Im Zentrum seiner Arbeit stehen konstruierte Identitäten (Avataras, AlterIdentities, SelfSisters), die an verschiedenen Ort in der Öffentlichkeit auftauchen, an denen sie forschen, lehren und Geschichten erzählen. Als bunte Wesen, die aus alltäglichen Gegenständen zusammengesetzt sind, diskutieren sie komplexe Themen wie Bio- und Reproduktionsindustrien, globalisierten Tourismus oder okkulte Substanzen in der zeitgenössischen Technologie. Raethers Arbeiten und Performances wurden u.a. gezeigt bei der 9. Berlin Biennale, im Palais de Tokyo Paris, im Fridericianum Kassel und bei Savvy Contemporary Berlin. Letzte Einzelausstellungen waren zu sehen bei District Berlin, Transmission Gallery Glasgow und Ludlow 38 in New York. Raether veröffentlicht in Texte zur Kunst und ist derzeit Professor für „Freie Kunst“ an der Kunstakademie Düsseldorf.
 
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18H
Pause
 
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19H30
Acud Kino
Henriette Gunkel: The Chronopolitical in African Science Fiction
Moderation: Maja Figge
 
A film and video screening curated and commented by Henriette Gunkel
 
This film program brings together three short films from the African continent and its diaspora that operate in the realm of the speculative. The films employ different temporal and aesthetic strategies and practices of future fictions - through references to a speculative archive, for example, or the audio-visual method of time travel. This way, they not only point to different politics of time (and as such disrupt the seemingly stable dimensions of past, present and future) but also to dreams deferred and the unfinished conversation about the African utopian project.
 
Twaaga
Director: Cedric Ido
Year: 2013
Running Time: 30 minutes
Language: French/Arabic; English Subtitles
Producer: Jérôme Bleitrach
Production: Arte, Bizibi, Centre National du Cinéma
 
Burkina Faso in 1987 is a country in the throes of revolution. Manu, an eight-year-old who loves comics, tags along with Albert, his big brother. When Albert decides to undergo a magic ritual to become invincible, Manu realizes there are real powers to rival those of his comic-book superheroes.
 
Homecoming
Director: Jim Chuchu
Year: 2013
Producers: Rebecca Chandler, Wanuri Kahiu, Idil Ibrahim
Executive Producer: Steven Markovitz
Running Time: 11 minutes 11 seconds
Language: English / Kiswahili
Subtitles: English
Production: Awali Entertainment Ltd
 
Nothing is what it seems as Max – a nerdy voyeur - turns fiction into truth and the mundane into the unexpected in his quest to get the attention of Alina - the girl next door. The city of Nairobi is threatened with imminent extinction, and now is his chance to save her and verbalize his unspoken desire. However, a mysterious stranger stands in the way of his happiness. Will Max overcome his fear and save the girl? Is Alina looking for a hero? A quirky, light-hearted look at obsession and the desire to be seen.
 
Afronauts
Director: Frances Bodomo
Year: 2014
Running Time: 14min
Producer: Isabella Wing-Davey
Language: English
Production: Powder Room Films
 
July 1969. It’s the night of the moon landing and a group of exiles in the Zambian desert are rushing to launch their rocket first. They train by rolling their astronaut, 17-year-old Matha Mwamba, down hills in barrels to simulate weightlessness. As the clock counts down to blast off, as the Bantu-7 Rocket looks more and more lopsided, Matha must decide if she’s willing to die to keep her family’s myths alive.
 
HENRIETTE GUNKEL
... is a lecturer in the Department of Visual Cultures at Goldsmiths, University of London. She is the author of The Cultural Politics of Female Sexuality in South Africa (Routledge, 2010) and co-editor of Undutiful Daughters: New Directions in Feminist Thought and Practice (Palgrave, 2012), What Can a Body Do? (Campus, 2010) and Frieda Grafe: 30 Filme (Brinkman & Bose, 2013). She is currently working on a monograph on Africanist science-fictional interventions, and on two further volumes: Visual Cultures as Time Travel, co-authored with Ayesha Hameed (Sternberg, forthcoming) and We Travel the Space Ways: Black Imagination, Fragments and Diffractions (Duke University Press, forthcoming).
 
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Konzeption Kathrin Busch, Georg Dickmann, Maja Figge, Barbara Gronau, Felix Laubscher
Organisation Juana Awad
Assistenz Friedericke Biebel, Leonie Grützmacher, Johanna Heyne
Gestaltung Jenny Baese
 
Mit dankenswerter Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Präsidiums der Universität der Künste Berlin.
 
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FR 7.7 // 9H30 // FREE
ACUD STUDIO+KINO // SYMPOSIUM
ÄSTHETIKEN DES SPEKULATIVEN:
LUDGER SCHWARTE // MARGUERITE HUMEAU // SUSANNE WITZGALL // OMER FAST // PATRICIA MACCORMACK // JOHANNES PAUL RAETHER // HENRIETTE GUNKEL
spekulation ist ein riskantes unterfangen. welches andere wissen legen die spekulativen verfahren der kunst frei?
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