So 15.12.19

ex-embassy kollektiv: ZickZack II - "Wie herrlich Zitronen schmecken"

ACUD STUDIO 18h → Screening

ex-embassy kollektiv:
ZickZack II: "Wie herrlich Zitronen schmecken"

*English below*

Im Rahmen eines künstlerischen Forschungsprojekts des Kollektiv x-embassy über Kunst von Frauen* im urbanen Raum in Pankow entsteht ein zweiter Filmabend, ZICKZACK II:

Ausgangspunkt des künstlerischen Forschungsprojekts vom Kollektiv x-embassy war die gemeinsame Anmietung eines größeren Raumes in der ehemaligen australischen Botschaft auf der Grabbeallee in Pankow, die mit Keramikschutzwänden der renommierten Keramikerin Hedwig Bollhagen (1907-2001) umhüllt ist. Im Jahr 1997 befragte die 23-jährige Dokumentarfilmemacherin Henriette de Maiziére ihre Bekannte und Familienfreundin Hedwig Bollhagen nach den Erfahrungen, die sie als Künstlerin im nationalsozialistischen Deutschland, in der DDR und auch nach der Wiedervereinigung machte. So spricht Bollhagen in dem Dokumentarfilm 'Hedwig Bollhagen – Wie herrlich Zitronen schmecken' über den Vorwurf, sich mit der Übernahme der Werkstätten der jüdischen Keramikerin Margerete Heymann in Velten im Jahre 1934 zur Komplizin der Enteignungen von Jüd*innen in den 30er Jahren gemacht zu haben. Auch Bollhagens Entscheidung zur 'Reprivatisierung' in den frühen 90ern, als sie schon 84 Jahre alt war, wird diskutiert. Dadurch berührt der Film Spannungen in der Eigentumsgeschichte des ehemaligen Ostdeutschlands, die bis in die Zeit des Nationalsozialismus reichen und bis heute selten angesprochen werden.

Parallel zur Recherche im urbanen Raum Pankows suchten die Künstlerinnen vom Kollektiv x-embassy einige Zeit nach einer Kopie des Films, welche letztendlich im Keller von Frederik Walker, der den Film gemeinsam mit Henriette de Maiziéres drehte, gefunden wurde. Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren wird der Film wieder öffentlich gezeigt.

"Hedwig Bollhagen – Wie herrlich Zitronen schmecken" (38 min, auf deutscher Sprache)
Henriette de Maiziére und Frederik Walker

"Ich kannte Hedwig Bollhagen eigentlich nur sonntags. Beim Pilzesuchen, bei Familienfesten, in ihrem Wohnzimmer bei Zuckerkuchen. Sie war für mich als Kind mit ihren schlohweißen Haaren und den ulkigen großen Augen eine sonderbare Frau aus einer anderen Welt." So beginnt der sehr persönliche Film von Henriette de Maizière und Frederik Walker über die Keramikerin Hedwig Bollhagen. Ein Gespräch zwischen zwei Frauen und zwischen zwei Generationen: die eine damals 23, die andere fast 90. Erzählt wird die Geschichte Hedwig Bollhagens mit dem ihr eigenen Witz, gleichzeitig die Geschichte des 20. Jahrhunderts, mit einem selbstkritischen und differenzierten Blick auf Fragen der "Enteignungen" der 30er, 50er und 90er.

Im Anschluss an das Filmscreening folgt eine Diskussion mit Henriette de Maiziére and TBA. Moderation: Kollektiv x-embassy

Eine Veranstaltung in Kooperation mit Kollektiv x-embassyx-embassy und Helle Panke - Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin.

Einlass: 18:00; Anfang: 18:30

Zum Projekt: Aktuell initiiert das Kollektiv eine intergenerationelle künstlerische Forschung zum Thema Kunst im urbanen Raum in Pankow. Ausgehend von ausgewählten Beispielen, u.a. "Aufbauhelferin" (Gertrud Claessen, 1952) und ‚fragen !‘ (Karla Sachse, 2005), konzentriert sich das Kollektiv vorrängig auf die Arbeiten und Erfahrungen von Künstlerinnen, die vor und nach 1990 in Ostberlin tätig waren und/oder sind. Folgende Fragen werden aufgearbeitet: Welche Bedeutungen trugen die Arbeiten als sie entworfen und umgesetzt wurden? Welche Neuinterpretationen oder Spannungsfelder in Bezug auf die Werke gab und gibt es? Wie erfahren Künstlerinnen den Wechsel politischer Systeme? Welche Erinnerungen wurden und werden im urbanen Raum in Pankow behalten, und von wem? Welche Erinnerungen, welche Narrative sind nicht im Stadtraum sichtbar, und warum? Welche Rolle können wir heute als Künstlerinnen in diesen Prozessen spielen?

ENGLISH

Parallel to an artistic research project on art by wom*n in urban space in Pankow-Berlin, Kollektiv x-embassy is delighted to present ZICKZACK II, the second in a series of film nights and discussion rounds addressing histories that are rarely afforded visibility in "public" space:

Kollektiv x-embassy began with a large shared space in the former Australian embassy on Grabbeallee in Pankow. The building is encased in ceramic protective walls by Hedwig Bollhagen (1907-2001), a key GDR ceramicist. In 1997, 23-year-old documentary filmmaker Henriette de Maiziére approached Hedwig Bollhagen as a family friend, asking her about her experience as a ceramicist and artist whose professional activity spanned the Nazi period, the GDR and the period post-reunification. In the documentary "Hedwig Bollhagen - Wie herrlich Zitronen schmecken" ("Hedwig Bollhagen - How wonderful lemons taste"), Bollhagen talks about her complicity in the expropriation of Jewish property in the 1930s, when she took over the workshops of the Jewish ceramist Margerete Heymann in Velten, Brandenburg. Bollhagen's decision to "reprivatise" in the early 90s, when she was already 84 years old, is also discussed. The film thus touches on gaps and tensions in histories of property and proprietary stretching back to the time of National Socialism, carried over into the privatization process of the 1990s, and still rarely addressed today.

Parallel to their research in Pankow, Kollektiv x-embassy spent some time tracking down for a copy of the film. It was finally found in the cellar of Frederik Walker, who shot the film together with Henriette de Maiziére. The film will be screened for the first time in more than ten years.

After the screening, a discussion will take place with Henriette de Maiziére and TBA.

Doors open: 6pm. Screening starts: 6:30

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